Schöne Ansichten: Wiesloch (3)

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Völklinger Hütte

Zu den verborgenen Wieslocher Schätzen zählt der jüdische Friedhof. Es handelt sich um einen im ländlichen Gebiet seinerzeit üblichen sog. Verbandsfriedhof. Dies bedeutet, daß der Friedhof als letzte Ruhestätte der Juden eines von der Verwaltung bestimmten Gemeindeverbands diente, dessen Gebiet an den Rändern durch folgende Gemeinden markiert wurde: Im Norden bis Rohrbach (heute der südlichste Heidelberger Stadtteil), im Osten bis Meckesheim, im Süden bis Wiesloch und im Westen bis Schwetzingen, Ketsch und Hockenheim, also fast bis an den Rhein. Dieser Verband hatte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Bestand: Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die beteiligten jüdischen Gemeinden jeweils ortsnahe eigene Friedhöfe einrichten können - was umso mehr erforderlich war, als die Kapazität des Wieslocher Friedhofs trotz mehrerer Erweiterungen längst nicht mehr ausreichte.

Der älteste erhaltene Grabstein stammt von 1670, die letzte Bestattung fand im April 1939 statt. Die prominentesten Verstorbenen auf dem Wieslocher Friedhof sind mehrere Mitglieder der Leimener Handels- und Bankiersfamilie Seligmann, deren Stadtpalais heute als Leimener Rathaus dient. Die Bedeutung dieser Familie geht insbesondere auf die Brüder Ahron (gest. 12. 3. 1773) und Eli Seligmann (gest. 17. 7. 1777) zurück, die durch Aktivitäten im Salzhandel und als Geldverleiher den Reichtum des Hauses entscheidend mehrten. Hierdurch war es ihnen und ihren Nachkommen möglich, als Finanziers der kurpfälzischen, später auch der bayerischen Regierung aufzutreten (Aron Elias Seligmann etwa im Range eines Königlich Bayerischen Hofbankiers und 1814 geadelt).

Der jüdische Friedhof zu Wiesloch weist eine Besonderheit auf, die auf die anhaltenden Kapazitätsprobleme hindeutet: In der linken Bildhälfte ist eine deutliche Erhebung zu erkennen, die sich in Blickrichtung quer durch den Friedhof zieht, während das Gelände nach rechts hin abfällt. Es handelt sich hierbei mit größter Wahrscheinlichkeit um eine künstliche Aufschüttung, die über einem bereits belegten Gräberfeld aufgebracht wurde, um innerhalb des Friedhofsgeländes weitere Bestattungen vornehmen zu können. Auch wenn dies nach christlichem Verständnis schockierend klingt, war es doch angesichts des nicht mehr erweiterbaren Geländes die einzige Möglichkeit, weiterhin Bestattungen durchzuführen: Denn nach jüdischem Ritus ist die Ruhe der Verstorbenen unantastbar, eine Umbettung oder gar Aufhebung von Gräbern schlicht undenkbar. Das Übereinanderschichten von Gräbern wäre insoweit als das kleinere Übel anzusehen gewesen.

Der Friedhof ist ummauert und normalerweise verschlossen. Es ist jedoch möglich, das Gelände von der Fußgängerbrücke aus einzusehen, die am Gebäude der Feuerwehr über die Baiertaler Straße führt.


Weitere Informationen zu den Seligmanns finden sich hier:

Spuren der jüdisch-christlichen Bankiersfamilie Seligmann-Eichthal auf dem Alten Südlichen Friedhof in München

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