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Berlin: Wedding
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Völklinger Hütte
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Grenzbezirk einmal anders - Wohngebäude in der Torfstraße/Ecke
Sprengelstraße. In dieser Gegend verlief eine jener
imaginären Grenzlinien zwischen dem liebenswürdigen und
dem lebensgefährlichen Wedding. Aus den Fenstern der gezeigten
Gebäude geht der Blick in die Sprengelstraße, in der man
nicht sicher sein konnte, ob ein lauter Knall Folge einer vom LKW
geworfenen Europalette war oder ob gerade jemand seine Freundin
erschoß. Beides ist vorgekommen.
Nach Südwesten
hin hat der Wedding eine veritable "natürliche" Grenze,
nämlich den Hohenzollern- bzw. Berlin-Spandauer Kanal, der
West- und Nordhafen miteinander verbindet. Auf der anderen
Kanalseite liegt Moabit.
Die Brücke, die im Bild zu sehen ist, hat nahezu historischen
Stellenwert: Es handelt sich um eines der letzten
Großbauwerke, die für die Wiederherstellung des Berliner
S-Bahn-Rings errichtet wurden.
Dieser Ring, der die Berliner Innenstadtbezirke vollständig
umschließt und als "Berliner Ringbahn" auf das Jahr 1871
zurückgeht, war nach dem Bau der Berliner Mauer nur noch
fragmentarisch in Benutzung. Der Fall der Mauer 1989 eröffnete
die Chance, diese faszinierende Verkehrsverbindung, mit der sich
Berlin komplett umkreisen läßt, wieder in Betrieb zu
nehmen. Doch obwohl die Trasse all die Zeit in unberührtem
Dornröschenschlaf verbracht hatte und lediglich der
Schienenstrang wieder benutzbar gemacht werden mußte, hat
sich die Berliner Verwaltung fast 13 Jahre Zeit gelassen, um den
Ring endlich zu schließen.
Das immerhin traf sich gut, da im Jahr 2002 gleichzeitig der 100.
Geburtstag des Berliner Personennahverkehrs begossen werden konnte.
Neben dem hier gezeigten Brückenbauwerk wurde mit dem
wiederhergestellten S-Bahnhof Wedding in der
Müllerstraße die letzte verbliebene Lücke zwischen
den Bahnhöfen Westhafen (früher Putlitzstraße) und
Gesundbrunnen geschlossen und am 15. Juni 2002 mit reichlich Trara
der Öffentlichkeit übergeben.
Noch einmal ein Blick über den Kanal - auf das Heizkraftwerk
Moabit, nicht weit vom Westhafen. Krasser als durch das
Nebeneinander von denkmalgeschützter Maschinenhalle von 1900
und der Bauklötzchenarchitektur des neuen Kraftwerks
läßt sich der Verfall an ästhetischem
Gestaltungswillen am Bau kaum demonstrieren.
Die Moabiter Kanalseite genießt im übrigen noch aus
einem anderen Grund zweifelhaften Ruhm: Das parallel zum Kanal
verlaufende Friedrich-Krause-Ufer ist zugleich Sitz der Berliner
Ausländerbehörde, die Strecke vom Westhafen zur
Behörde hat für viele daher den Charakter einer Via
dolorosa.
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