Jil Sanders Giving-Story

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Oft kopiert, nie erreicht - Jil Sanders Sprachgewitter, zuerst publiziert (und mit sprachkritischen Kommentaren von geradezu erhabener Süffisanz garniert) im Rahmen eines Mode-Spezials im FAZ-Magazin vom 22. 03. 1996, das dann vom Spiegel in Nr. 14/1996 in der Rubrik Hohlspiegel aufgegriffen und zu anhaltender Berühmtheit gebracht wurde. Bitte sehr:

"Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, daß man contemporary sein muß, das future-Denken haben muß. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."


Editorische Notiz:
Dieser Ausschnitt aus jener epochalen sprachmodisch-modesprachlichen Standortbestimmung geistert in zahlreichen Varianten durch die Landschaft, die alle ein bißchen von einander abweichen. Der Webmaster dieser Site hat deshalb in ergebener Demut lange Zeit an dieser Stelle um die Zusendung einer Kopie des fraglichen FAZ-Magazins mit dem authentischen Wortlaut gebeten.

Und siehe – das Unglaubliche, es ward Ereignis: Eine freundliche Besucherin dieser Website hat mir das Gewünschte zukommen lassen! Und zu meiner großen Freude hat sich dabei herausgestellt, daß die bei mir gebotene Textvariante zu 100% dem originalen Wortlaut entspricht – daran habe ich also nichts ändern müssen. Tausend Dank an und ein langes Leben für Jutta Fuchs, die mein Flehen erhört hat! :-)


Und noch ein Nachtrag ist geboten: Anläßlich des (sehr kurzlebigen) Comebacks von Jil Sander in die Modeszene in den Jahren 2003 und 2004 drehte Nicola Schroeder für den NDR eine Dokumentation mit dem Titel "Less is more – Jil Sander". Und ob man es glaubt oder nicht: Dort ist eine Frau zu erleben, die sich als unaufgeregte, reflektierte Person zeigt, die in wohlgesetzten, klaren deutschen Worten ihre Aussagen formuliert. Das nährt die Hoffnung, Anglizismus könne heilbar sein...

Und schließlich: Der Nachtrag zum Nachtrag. Anläßlich einer bevorstehenden Ausstellung zu Jil Sanders gesamtem Schaffen im Frankfurter Museum Angewandte Kunst (November 2017) veröffentlicht die FAZ ein weiteres Interview am 19. 09. 2017 – diesmal ganz im Stil des gerade erwähnten Dokumentarfilms (und nicht in dem des Erstlingsinterviews von vor über 20 Jahren).